Der bequeme Amerikaner

„Alles, was der Amerikaner erfindet, dient der Bequemlichkeit“, meint einer unserer Gastgeber. So ganz Unrecht hat er nicht. Wir können den Vorwurf inzwischen nachvollziehen, was ich an folgenden Beispielen deutlich machen möchte.

Am markantesten ist sicherlich der Supermarkt: In der Frischeabteilung gibt es fertig geschnippeltes Obst, Gemüse und Salat in praktischen Großpackungen zu kaufen. Die Fertigessenabteilung füllt mehrere Regalreihen zusätzlich zur heißen Theke. Denn nach Beobachtungen des o.g. Gastgebers beschränkt sich das amerikanische Kochen meist auf das Erhitzen von Fertiggerichten und Grillen. „Convenient“ eben.

Einwegverpackungen befreien von der Last, Leergut zurückbringen zu müssen. Dass nach dem Einkauf alles schon in Tüten gepackt wird, teilweise sogar in den Einkaufswagen, ist mehr als bequem. Dass daraus Berge von Müll entstehen, interessiert den Amerikaner nicht. Getrennt werden muss ohnehin nicht.

Die Parkplätze an den Supermärkten sind groß und reichlich. Lange Laufwege bleiben einem erspart. Wer gar nicht laufen möchte, nutzt einen „Drive-thru“. Den gibt es nicht nur für Fast-food, sondern auch für den Geldautomaten oder die Apotheke. Die Ankündigung Walmarts, zukünftig Lebensmittelsendungen durch Mitarbeiter „auf dem Heimweg“ ausliefern zu lassen, fügt sich ins Bild.

Der Drive-in von Fast-food-Ketten zum Verzehr der Speisen im Auto ist das Pendant zum Motel, bei dem ich das Auto direkt vor der Zimmertür abstellen kann. Die Hotels bieten standardmäßig ein Valetparking an (ok, das ist natürlich auch oft den Entfernungen zum Parkraum geschuldet). An der Tankstelle bezahle ich an der Zapfsäule – das spart den Weg zum Kassierer.

Die Kreditkarte hatte ich bereits erwähnt. Unzählige Automaten kann man damit bedienen. Zugegebenermaßen ist das aber wirklich praktisch!

In einem Zoo, wie dem Bear Country, kann ich mich mit einem Golfcart kutschieren lassen – auch als fitter Mensch. Dass das Cart auf jedem Golfplatz Usus ist und man nicht von einem Loch zum anderen läuft – geschenkt.

Der Garten vor und hinter dem Haus wird als grüne Rasenfläche angelegt. Das spart die Gartenpflege, denn das Rasenmähen ist schnell erledigt – mit dem Aufsitzrasenmäher natürlich, denn auch im Garten wird alles „mit dem Auto“ erledigt.

Zeugt es von Bequemlichkeit, wenn zig Telefon- und Stromleitungen oberirdisch von Haus zu Haus verlegt werden, oder ist es dann doch einfach eine wirtschaftliche Lösungen? Mmh, auf jeden Fall keine ästhetische… Und wenn ein Präsident internationale Handelsabkommen und Klimaabkommen aufkündigt, ist das nicht auch ein Zeichen von Bequemlichkeit? Schließlich muss er dann auf nichts und niemanden Rücksicht nehmen – das ist wirklich bequem!

One thought on “Der bequeme Amerikaner”

  1. Hallo in Amerika,
    Du solltest noch erwähnen, dass man oft die vertrocknete Rasenfläche vor dem Haus
    grün anmalt, das erspart das Mähen, Ursache ist allerdings Wassermangel.

    Gruß Bruno

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