Der Weg von Holland zu unserem letzten geplanten Ausflugsziel, den Niagarafällen, führt uns rund um den Eriesee. Die Route durch Kanada oberhalb des Sees ist einige Stunden kürzer als südlich durch Cleveland, so dass wir uns für diesen Weg entscheiden.
Grenzkontrollen in den USA haftet das Image eines unfreundlichen Beamten an, der einen bloß nicht ins Land lassen will. Vorweg: Bei unserer Einreise in New York konnten wir das nicht bestätigen. Die Formalitäten haben zwar etwas gedauert, aber der Mann war sehr freundlich, und wir konnten sogar einen kleinen Schwatz halten.
Die Einreise nach Kanada führt auf der Autobahn nach einer Brücke durch eine Kontrollstation. Die Grenzbeamtin war – um es höflich zu sagen – unterkühlt. Sie erkenne unser Auto-Kennzeichen nicht. Ich biete an, kurz nach hinten zu laufen, um ein Foto der temporären Papierzulassung (nur ein Blatt Papier) zu machen. Da passiert es – sie erblickt die Kamera auf dem Schoß der Beifahrerin.
„Stellen Sie Ihren Motor ab! Sie hat eine Kamera, damit könnte sie einen Beamten fotografieren. Geben Sie mir die Kamera!“ – Äh, wie bitte? Natürlich händigen wir sofort das Gewünschte aus. Die Beamtin schaut sich die Bilder an und entdeckt ein Foto, das von der Kontrollstation gemacht wurde. „Ist ‚J-A‘ auf englisch ‚yes‘?“ – „Ja, warum?“ – „Ich habe nur eine Frage gestellt. Ich kann auch die ganze SD-Karte löschen. Sie dürfen keine Fotos von Regierungseinrichtungen machen!“ …und löscht das Foto!
Anschließend verlangt sie erneut die Zulassung und erhält von uns die Kopie des Temporärkennzeichens aus dem Handschuhfach. „Wie lange wollen Sie in Kanada bleiben?“ – „Zwei Tage.“ – „Zwei Tage oder eine Nacht?“ – „Ist das nicht das Gleiche“, will ich schon fragen, verkneife mir das aber und antworte schlicht: „Eine Nacht.“
Ein paar Minuten später erhalten wir wortlos unsere Papiere und die Kamera zurück. Kein „Willkommen in Kanada“ oder ähnliches. Das kann ja heiter werden…
Zwei Tage bzw. eine Nacht später überqueren wir bei den Niagarafällen die Grenze zu den USA. Der Grenzbeamte ist sachlich aber höflich und heißt uns nach der Ausweiskontrolle willkommen in Amerika. Das Kennzeichen hat er sich übrigens persönlich angesehen…
PS: Dass die kanadische Grenzbeamtin nur eine Machtdemonstration geben wollte, zeigt sich im Übrigen daran, dass sie nicht alle konspirativen Fotos gelöscht hat. Und so veröffentliche ich die Grenzstation gerne mit diesem Blogbeitrag… 🙂