Gefangen im Schneesturm

Ich habe bereits über unser Abenteuer bei den Great Sanddunes berichtet. Allerdings war das noch nicht das Ende der Geschichte.

Nachdem wir die Sanddünen verlassen und unseren Stellplatz auf dem nahe gelegenen Campingplatz bezogen hatten, frischte der Wind im Tal merklich auf. Man muss dazu wissen, dass sich die großen Sanddünen zwischen verschiedenen Gebirgen befinden – also in einem Tal, das vollständig umschlossen ist von Bergen. Zugang gibt es nur über eine der drei Passstraßen im Osten, Süden und Westen.

Nun, der Wind frischte also auf. Er brachte etwas Schnee mit sich. Und wurde zu einem ausgewachsenen Sturm mit Windgeschwindigkeiten von mehr als 50 km/h! Unser Wohnmobil kam dabei so sehr ins Schaukeln, dass wir nachts überlegt hatten, ob es nicht umfallen könnte. Außerdem brachte der Sturm ganz schön viel kalte Luft in unser kleines Gefährt, so dass selbst die Heizung nicht alle Ecken erwärmen konnte und wir über eine zweite Bettdecke froh waren.

Aber glücklicherweise haben wir die Nacht überlebt, wenn auch mit etwas wenig Schlaf (ok, objektiv betrachtet war es wohl auch nicht ganz so schlimm, wie es sich subjektiv anfühlte). Am nächsten Morgen stürmte es weiterhin recht heftig. Irgendwie nahm der Sturm keine Rücksicht darauf, dass wir eigentlich unsere Fahrt fortsetzen wollten.

Zum Glück gibt es immer Menschen, die sich mit für uns unbekannten Situationen besser auskennen als wir. Auf Nachfrage im Camping-Office, was denn von dem Sturm zu halten sei, bekamen wir aber wenig Aufmunterndes zur Antwort: Um zu unserem nächsten Ziel, dem Mesa-Verde-Nationalpark zu gelangen, mussten wir den westlichen Pass, den „Wolf-Creek-Pass“ nehmen. Dies ist – nebenbei bemerkt – das örtliche Skigebiet mit dem meisten Schnee überhaupt in der Gegend. Wir könnten aber bis zum letzten Ort vor dem Pass fahren (bitte vorsichtig mit dem windanfälligen RV) und dort nochmal nachfragen.

Wir stürzen uns also ins ungewisse Abenteuer!

Wie schwer die Fahrt bei Wind werden kann, haben wir schon erlebt. Aber jetzt? Es ist ganz anders als erwartet: Es weht nämlich so gut wie gar nicht! Kaum sind wir auf dem Highway in der Talsohle, bemerken wir nichts mehr von dem Sturm. Problemlos führt uns die Strecke bis nach South Fork. An einer Tankstelle füllen wir noch (für einen unverschämten Preis) unser Benzin auf und kippen Frostschutzmittel in die Scheibenwaschanlage (Ende April!). Der Tankwart meint, wir könnten den Weg über den Pass schaffen, aber es werde schon etwas „rough“, und anhalten dürften wir auf keinen Fall, weil wir sonst nicht weiterkämen.

Auf dem Weg den Pass hinauf begegnen uns noch Warnschilder: „icy road“! Mutig fahren wir, immer höher bringen uns die Serpentinen, links und rechts liegt immer mehr Schnee. Unser RV bringt uns immer weiter bis… Ja, bis wir wir hinunter fahren und unseren Weg fortsetzen. Gefahr? Glätte? Sturm? Keine Spur. Entweder hat sich das Wetter radikal geändert, oder die Amerikaner sind etwas vorsichtiger als nötig.

Wir jedenfalls sind froh, dass wir die Fahrt angetreten haben und nicht noch das vermeintliche unbefahrbare Wetter abgewartet haben. Denn so können wir den einen Tag, den wir auf der Fahrt zu den Great Sanddunes gespart haben, bequem bei unserem nächsten Stopp dazupacken und das Land etwas länger ohne Fahren genießen – und es wird sich lohnen!

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