Auf den Spuren der Anasazi

Bei der Planung der USA-Reise fiel uns der Mesa Verde Nationalpark in Colorado ins Auge. Hier könne man ein paar alte Ruinenstädte des Anasazi-Volkes besichtigen. Kann man ja mal mitnehmen, dachten wir uns. Was wir dann aber zu Gesicht bekamen, übertraf all unsere Erwartungen:

Der Nationalpark

Der Name „Mesa Verde“ bedeutet „grüner Tafelberg“. Insgesamt umfasst der Nationalpark eine Vielzahl von Hochplateaus, die man über eine zig-meilenlange Straße erfahren kann. Dabei kommt man auf eine maximale Höhe von etwa 8.500 Fuß, also knapp 3.000 Metern. Durchgehend grün sind auf diesen Bergen nur noch wenige Gebiete, da riesige Brände in den letzten 80 Jahren große Waldflächen vernichtet haben. Verkohlte Baumstümpfe prägen die Landschaft. Man schätzt, dass es mehrere hundert Jahre dauern wird, bis der Mesa Verde sein ursprüngliches Gesicht zurück hat – ohne dabei weitere Waldbrände einkalkuliert zu haben.

Ruinen

Im Nationalparkgebiet haben vor allem um 1100 bis 1200 n. Chr. die Anasazi gelebt, ein amerikanisches Ureinwohnervolk. Die Anasazi haben dabei in Pueblos auf dem Hochplateau gelebt, sind erst in den letzten 100 Jahren ihres dortigen Lebens in Alkoven gezogen. Diese Alkoven sind Höhlen, die vom Wasser in den Sandstein gewaschen worden waren. In den Höhlen wurden kleine Häuser und Siedlungen gebaut, so dass dort 100 bis 200 Menschen gelebt haben. Durch die Waldbrände sind im Laufe der Zeit weitere Siedlungsrückstände, die überwuchert waren, entdeckt worden.

Leben der Anasazi

Die Anasazi haben – soweit man weiß – im Mesa Verde gelebt, weil sie hier zum einen Wasser gefunden haben und zum zweiten auf den Hochebenen Ackerbau betreiben und sich somit ernähren konnten. Das Gebiet besteht im oberen Teil aus einer wasserdurchlässigen Sandsteinschicht und einer undurchlässigen Muschelsteinschicht, so dass Regenwasser sich zu Quellen sammelt hat und nutzbar wurde. Im Laufe ihres Daseins vermehrten sich jedoch die Anasazi, so dass man annimmt, dass es zu Streitigkeiten um Wasser und Lebensmittel zwischen den Familien kam. Daher zogen sie wahrscheinlich von den Hochebenen in die Alkoven, die sie in den Steilhängen vorfanden, um sich besser verteidigen zu können. Im 13. Jahrhundert erreichte eine Dürreperiode in den westlichen Teilen der heutigen USA jedoch ihren Höhepunkt und vertrieb damit die Anasazi (und andere Indianervölker) in Richtung Osten.

Besichtigung

Um die verschiedenen Stätten zu besichtigen, muss man mit dem Auto die Rundwege abfahren und an den einzelnen Aussichtspunkten anhalten. Während unseres Aufenthaltes sind leider alle Alkoven-Häuser bis auf eines für Besucher gesperrt, so dass hier unser Teleobjektiv herhalten muss. Es sind aber beeindruckende Aussichten, die man von den verschiedenen Punkten genießen kann: Zum einen ist die Canyon-Landschaft traumhaft schön. Verschiedene Wanderwege führen auch uns in eine Schlucht mit abenteuerlichen Wegen, die nach jeder Kurve eine weitere Überraschung bereithalten. Zum anderen beeindruckt es uns ungemein, wie die Anasazi vor 800 Jahren hier gelebt haben – und vor allem, wie sie es geschafft haben, in den nahezu unzugänglichen Alkoven ihre Häuser zu bauen und ständig auf- und abzuklettern.

Balcony House

Das Balcony House ist die einzige zurzeit begehbare Alkoven-Ruine. Wir buchen eine Rangertour für fünf Doller pro Nase und bekommen Unglaubliches geboten: Neben unheimlich viel Information ist die gesamte Tour ein einziges Abenteuer. Hinab über unzählige Stufen einer engen Treppe, zehn Meter eine Holzleiter hinauf, dann durch eine enge Felsspalte kriechen. Wir bekommen die zweistöckigen Wohnhäuser, die Vorratskammern, die Küche und die Kiwas – Mehrzweck- und Versammlungsräume – zu sehen. Weiter durch einen 40 Zentimeter hohen und vier Meter langen Tunnel, eine weitere Holzleiter und viele Steinstufen hinauf erleben wir das Ende der einstündigen Tour. Resümee: absolut lohnenswert!

Tierwelt

Im Mesa Verde leben viele Wildtiere, darunter Pferde und Rehe, die uns ganz nahe kommen. Aber auch Kojoten soll es hier geben und Schwarzbären. Da jedoch alle anderen Besucher es genauso machen wie wir und alles Essbare verschließen oder in bärensichere Abfalleimer entsorgen, ist schon seit langem kein Bär mehr gesichtet worden…

Campingplatz

Der Morefield Campground im Mesa Verde bietet keine komfortablen „Hook-up“-Anschlüsse wie fast alle anderen Campingplätze. Wir erleben dadurch aber auch eine andere Klientel an Besuchern: Hier wohnen und zelten eher Familien mit Kindern, die es einfacher (und günstiger?) mögen; die riesengroßen RVs, die wir von anderen Plätzen kennen, findet man hier nicht.

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